Nach zwei Jahren Corona-Pause

Echternacher Springprozession will Zeichen für Frieden setzen

Rund 7.000 Pilger sind am Dienstag bei der traditionsreichen Echternacher Springprozession mit Musik und Gebeten durch die Altstadt zur Kathedrale gezogen. Der Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich äußerte sich sehr erfreut, dass die Prozession, die seit 2010 zum immateriellen Weltkulturerbe der Unesco zählt, nach zwei Jahren Corona-Pause wieder stattfinden konnte.

Zugleich erinnerte der Kardinal an die Krisen in der Welt, insbesondere den Krieg in der Ukraine. "Wir wollen ein Zeichen setzen für Frieden, für Versöhnung, für eine Welt, die das Evangelium von Jesus Christus achtet", sagte Hollerich zu Beginn der Prozession und betonte: "Dafür wollen wir springen." In Europa wieder Gewalt, Leid und Krieg zu erleben, tue ihm "im Herzen weh", sagte der Erzbischof, der auch Vorsitzender der EU-Bischofskommission Comece ist.

An der Prozession nahmen 37 Instrumentalgruppen teil, die jeweils eine marschähnliche Melodie spielten. Vor und hinter ihnen kamen Gruppen von Springern, die in Fünferreihen zur Melodie je einen Schritt nach links, einen nach rechts nach vorne sprangen.

Wie das Erzbistum Luxemburg mitteilte, nahmen in diesem Jahr etwa 2.000 Pilger weniger an der Prozession teil als 2019 vor der Pandemie. Springer waren mit etwa 5.600 die größte Gruppe der Teilnehmern, gefolgt von 1.000 Musikern, etwa 260 Betenden und 40 Geistlichen.

Neben Hollerich nahmen unter anderem die Bischöfe von Trier und Münster, Stephan Ackermann und Felix Genn, an der Prozession teil, außerdem der Apostolische Nuntius in Luxemburg, Franco Coppola, sowie weitere Weihbischöfe, Ordensmitglieder und Geistliche aus Frankreich, den Niederlanden, Deutschland und Luxemburg.

Die Springprozession ist eine Wallfahrt zu Ehren des heiligen Bischofs Willibrord (658-739), der im 7. Jahrhundert das Kloster in Echternach gründete. Die Prozession am Dienstag nach Pfingsten ist ein wichtiger Teil der nationalen, religiösen und kulturellen Identität Luxemburgs. Das Springen basiert mutmaßlich auf einer zunächst heidnischen sakralen Tanzform, die im frühen Mittelalter nachträglich christianisiert wurde. Seit 1947 wird ausschließlich nach vorne gesprungen: ein Schritt schräg nach links, dann ein Schritt schräg nach rechts und so weiter.

KNA